














Kunst und Kultur
Entwicklung
der Anlage
Historischer Überblick
Anfang des 14. Jahrhunderts begann die überlieferte Geschichte von Gut Hohen Luckow, wonach ein Heinrich von Bassewitz die gotische Kirche erbauen ließ. Eine solche Stiftung erscheint plausibel, wenn die Existenz eines feudalen Anwesens mit einer entsprechenden Anzahl von Bewohnern, Leibeigenen und Grundhörigen angenommen wird. Hohen Luckow war spätestens im 15. Jahrhundert einer von mehreren Landsitzen der in den Regionen des Herzogtums Mecklenburg weit verzweigten Adelsfamilie von Bassewitz.
Gesichert ist der Bau des Herrenhauses im Jahr 1707 durch Christoph von Bassewitz, der nach jahrelangem Hofdienst im fränkischen Ausland sein Domizil im heimatlichen Hohen Luckow errichtete. Die Weiterführung des ererbten Rittergutes bildete die wirtschaftliche Grundlage.
Die großen Güter in Mecklenburg erlebten im 18. Jahrhundert einen wirtschaftlichen Aufschwung, der die Mittel für eine weithin sichtbare Prachtentfaltung lieferte. Die adligen Grundherren eiferten mit ihren Landsitzen der barocken Hofarchitektur nach, die sie bei den absolutistischen Fürsten kennengelernt hatten, in deren Diensten sie standen oder von denen sie als Lehnsmänner abhingen. Entsprechend ist die heutige Auffahrt vor dem Herrenhaus als Cour d’honneur (Ehrenhof) zu deuten und auf dessen Rückseite ein Barockgarten im französischen oder niederländischen Stil anzunehmen. Für eine ganzheitliche Gestaltung des Hofensembles spricht, dass zwischen 1712 und 1772 der vorhandene Kirchenraum mit barocken Einbauten zeitgemäß umgestaltet wurde.
Nach 500 Jahren endete die Ära der Familie von Bassewitz auf Hohen Luckow. Ab 1810 kamen verschiedene Besitzer, von 1840 an bewirtschaftete die Familie von Brocken das Gut. Aus dieser Zeit stammten die baulichen Erweiterungen des Herrenhauses und die Einrichtung eines Parks im englischen Stil. Die Wirtschaftsgebäude entlang der Auffahrt wurden um 1900 möglicherweise als Ersatz für unpraktisch gewordene barocke Gebäudeflügel errichtet. Die großen Scheunen und Stallungen bei der Einfahrt datieren aus der gleichen Zeit. Als mit der Abdankung des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin 1918 die feudale Voraussetzung für die Belehnung des Grundbesitzes entfiel, führten die von Brocken den Landwirtschaftsbetrieb als neue Eigentümer weiter.
1945 änderten sich die Besitzverhältnisse erneut: Hohen Luckow wurde enteignet und zum ›volkseigen Gut‹ erklärt. Nach zwischenzeitlicher Verwendung als Wohnheim wurde das denkmalgeschützte Herrenhaus als Verwaltungsgebäude des Gutes genutzt und instandgehalten. Auch die angestammte Bewirtschaftungsfläche blieb erhalten. Als Mast- und Zuchtbetrieb erlangte Gut Hohen Luckow landesweite planwirtschaftliche Bedeutung, weshalb neben den historischen Wirtschaftsgebäuden sowohl neue Ställe und Produktionshallen als auch neue Wohnanlagen auf dem Gemeindegebiet für die wachsende Belegschaft errichtet wurden.
Heutige Bewirtschaftung
Seit 1994 ist Gut Hohen Luckow wieder in privatem Besitz. Die Eigentümerfamilie pflegt den ursprünglichen Charakter der Hofanlage und engagiert sich für die bauliche und soziale Entwicklung des Dorfes, in dem viele Mitarbeiter leben. Die denkmalgeschützten Wirtschaftsgebäude beherbergen heute Wohnräume, Werkstätten und Gutsküche.
Der moderne Landwirtschaftsbetrieb ist auf Ackerbau und Milchviehzucht spezialisiert. Unter freiem Himmel wie auch in komfortablen Stallungen und Melkanlagen wird mit zeitgemäßen Methoden, zukunftsweisender Technik und nachhaltigen Energiequellen nach traditionellen bäuerlichen Grundsätzen gewirtschaftet.
Hofplan

Die Patronats- und Dorfkirche in Hohen Luckow

Die kleine, von einem Friedhof umgebene Backsteinkirche schmiegt sich an die Einfassungsmauer des Gutes. Vor mehr als 700 Jahren dürfte im Zuge der deutschen Besiedelung Mecklenburgs zunächst ein Kirchlein aus Fachwerk oder Holz entstanden sein. Nachweisbar ist der 1308 gewölbte Neubau, dem in spätgotischer Zeit der Chor mit dreiseitiger Apsis angefügt wurde. Im 18. Jahrhundert wurde auch die Einrichtung modernisiert. Mitglieder der Patronatsfamilie von Bassewitz stifteten den hohen Kanzelaltar, ein Werk des fränkischen Barocks (1712), den schwebenden Taufengel (1712) sowie die Orgel (1772), ein Instrument mit einem Manual und fünf Registern des Rostocker Orgelbauers Paul Schmidt.
Mit großem Engagement der heutigen Patronatsfamilie, der Gemeindemitglieder und anderer Förderer wurde die Innenausstattung nach 1989 schrittweise restauriert, zuletzt das große Epitaphgemälde für Helmuth Otto von Bassewitz. 1995 bis 2014 schuf Angelika Weingardt die Glasmalerei für den Zyklus der sieben modernen Fenster. Sie thematisieren Höhepunkte des Lebens und des Kirchenjahres, die ausschnitthaft in den Fensterachsen erscheinen.
Die Kirche ist mehrmals im Jahr zu Gottesdiensten, Konzerten und zu Kulturveranstaltungen des Gutes geöffnet. Besichtigungen sind außerdem im Rahmen von angemeldeten Führungen möglich. Spontane Besucher erhaschen einen Blick auf das Innere von Gottes Haus durch die eigens zu diesem Zweck in das Kirchenportal eingesetzten Okulare.
→ Digitaler Rundgang: Erläuterung der barocken Austtattungstücke
→ Downloads: Ausführliche Informationen zur Gestaltung des Fensterzyklus
